Das Lied der Bestien
Story:
Erins Mutter ist Pflegerin von Toudas, riesigen drachenähnlichen Kreaturen, die hauptsächlich für den Krieg eingesetzt werden. Doch eines Tages sterben diese Wesen, und die Mutter soll daran schuld gewesen sein. Sie wird daher zum Tode verurteilt, und die Vollstreckung prägt das junge Mädchen stark. Gleichzeitig entwickelt sie ein starkes Interesse an den Tieren, die von ihrer Mama gepflegt wurden. Sie will mehr über sie erfahren.
Meinung:
Die japanische Autorin Nahoko Uehashi ist hierzulande eher Anime-Fans bekannt. Schließlich wurden zwei ihrer Romane - "Guardian of the Spirit" und "Kemono no Souja" - bereits verfilmt. Doch ist sie nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Professor für Ethnologie an einer Tokioer-Universität.
Der Blanvalet-Verlag hat nun "Kemono no Souja" - übersetzt ungefähr "Der Biest Spieler" - unter dem Titel "Das Lied der Bestien" hierzulande herausgebracht. Während die Reihe in Japan bereits vier Bände umfasst, ist eine Fortsetzung hierzulande ungewiss. Zumindest gibt es bislang keine entsprechenden Vorankündigungen.
Die Heldin des Romans ist Erin. Sie hat die grünen Haare und Augen ihrer Mutter geerbt, die aus dem Volk der Nebel-Menschen stammt. Ihre Mama ist die Pflegerin der Toudas, drachenähnlichen Kreaturen, die für den Krieg eingesetzt werden. Doch eines Tages werden diese Tiere krank und sterben. Alles deutet daraufhin, das Erins Mutter schuld daran ist, weshalb sie zum Tode verurteilt wird. Ihre Tochter, zehn Jahre alt, will dies verhindern. Doch die ehemalige Pflegerin weiß dies zu verhindern. Mit einem Pfiff ruft sie einige Toudas herbei, die ihr Kind daraufhin fortbringen, so dass es nicht ihren Tod mit ansehen muss.
Bald darauf wird Erin von einem Imker gefunden. Joun, so sein Name, findet schnell Gefallen an ihr, und erzieht sie, als ob sie seine eigene Tochter wäre. Und schon recht bald wird klar, dass sein Pflegekind einen wachen Verstand hat, und sich bestens mit Tieren versteht. Ihr Talent muss genutzt werden, nur wie?
Frau Uehashi lässt die Handlung in "Das Lied der Bestien" relativ behutsam voranschreiten. Sie lässt sich Zeit, den Leser in die Welt von Erin einzuführen. Und was für manche Leser etwas überraschend sein dürfte ist, dass die Handlung zwar Konflikte enthält, sie jedoch nicht zu dem definierenden Element des Plots gehören. Vielmehr dürfen sie erst in einem der darauffolgenden Romane von Bedeutung sein. Eine ungewöhnliche Entscheidung, die für das Buch nicht so gut ist. Denn dadurch gerät es relativ spannungsarm und es entsteht der Eindruck, dass es eher vor sich hin plätschert.
Da hilft auch die sympathische Persönlichkeit von Erin nicht weiter. Die Autorin stellt sie als eine erstaunlich erwachsene Person dar, trotz ihrer jungen Jahre. Nur selten hat man das Gefühl, sie wirklich als Kind zu erleben. Dies liegt vielleicht an dem Tod ihrer Mutter, der wahrscheinlich auch der Auslöser dafür ist, dass sie sich so für Tiere interessiert. Sie will alles über diese Wesen wissen. Dies geht sogar so weit, dass sie versucht eine Biene zu streicheln, was natürlich konsequenterweise einen Stich zur Folge hat.
Doch nicht nur Tiere sind es, die sie interessieren, sondern auch ihre Mitmenschen. Sie sorgt sich um ihre Umgebung und will sicher gehen, dass es allen gut geht. Bei ihrem Pflegevater Joun ist dies sogar einmal die richtige Entscheidung, als sie ihn vor dem Tode retten kann.
Joun ist es auch, der sie mit seinen Mitteln so gut es geht unterstützt. Der alte Mann gibt ihr nicht nur eine Unterkunft und Essen, sondern auch die Möglichkeit, ihr Potential zu entfalten.
Doch dies reicht letzten Endes nicht aus, um den Roman dauerhaft interessant zu gestalten, was eigentlich schade ist.
Fazit:
"Das Lied der Bestien" ist Nahoko Uehashis Deutschland-Debüt. Doch das Buch leidet etwas unter dem spannungsarmen Plot, bei dem zwar diverse Konflikte eingeführt werden, allerdings wohl erst in den nächsten Romanen aufgelöst werden. Umso mehr konzentriert sich die Autorin auf Erin und baut diese Figur stark aus. Der Charakter wächst einem schnell ans Herz. Doch am Ende reicht dies nicht aus, um den Band rundum zu empfehlen.
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