Night Angel 03: Jenseits der Schatten
Story:
Der Krieg gegen Khalidor ist vorbei, doch das Cenarianische Reich kommt nicht zur Ruhe. Logan Gyre muss, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, sich einer ehrgeizigen Herzogin beugen und bereitet gleichzeitig einen Feldzug gegen die zurückgeschlagenen Angreifer vor. Kylar Stern erfährt mehr über den Preis, den seine Unsterblichkeit hat und Dorian Ursuul wird in seinem Versuch, seine Liebe zu retten, exakt zu dem was er nie wollte: Zum neuen Gottkönig von Khalidor. Und gleichzeitig beginnt eine uralte Bedrohung wieder zum Leben zu erwachen.
Meinung:
Mit "Jenseits der Schatten" liegt nun der Abschlussband der "Night Angel"-Trilogie vor. Alle drei Bücher der Reihe sind damit ins Deutsche übersetzt worden und im Buchhandel erhältlich.
Zum Abschluss zieht Brent Weeks alle Register seines Könnens und präsentiert einen hochdramatischen Abschlussband. Nachdem der alte Gottkönig von Kylar Stern und Vi getötet wurde, herrscht im khalidorischen Reich das vollkommene Chaos. Ein Machtkampf um den leeren Thron ist im Gange, den später der prophetisch begabte Dorian Ursuul, der erste Sohn des ehemaligen Herrschers, vorläufig für sich entscheidet. Und um seine Liebe Jenine und sich zu retten, wird er unfreiwillig langsam zu dem, was sein Erzeuger war: Ein grausamer Herrscher. Gleichzeitig bemüht sich Logan Gyre darum, sein soeben gerettetes Reich zusammenzuhalten. Dies ist allerdings nicht einfach, da die Herzogin Terah Graesin alles daran setzt, selber Herrscherin über Cenaria zu werden. Logan muss ihr entgegenkommen und gleichzeitig seine Truppen und Verbündete zu sammeln, um Khalidor ein für alle Mal zu eliminieren. Und Kylar Stern erfährt mehr über seine Begabung und seine Aufgabe als Night Angel, jener mystischer Krieger, der für die gerechte Rache kämpft. Dabei wird er einmal mehr in die Intrigen rund um die hohe Politik der diversen Reiche verwickelt.
Während all dies geschieht, plant der Vürdemeister, so die Bezeichnung für die khalidorischen Groß-Magier, Neph Dada selber Gottkönig zu werden. Und um dies zu schaffen, bricht er diverse Tabus und verbündet sich mit der magischen Kreatur Khali. Dadurch wird er zur ultimativen Bedrohung aller Länder.
"Jenseits der Schatten" ist ein Abschlussroman, der einerseits einige Schwächen seiner Vorgänger-Romane erfolgreich vermeidet, aber gleichzeitig für sich alleine genommen erschreckend schwach ist. Zu konstruiert wirkt die Handlung und wie alles auf eine alles entscheidende Schlacht hinausläuft. Und trotz fast 700 Seiten Umfang hat man als Leser das Gefühl, dass das Buch ruhig etwas länger hätte sein können. Denn viele interessante Charaktere, wie beispielsweise Momma K., Cenarais Herrin über alle Bordelle und gleichzeitig die Shinga, das Oberhaupt der Sa'Kage, einer kriminellen Organisation, kommen eindeutig zu kurz.
Die Problematik mit der sprunghaften und konfusen Handlung bleibt leider auch in diesem Band bestehen. Im Vergleich zu den Vorgänger-Büchern tritt dieses Phänomen sogar verstärkt auf. So wird Vi, das ehemalige Blutjungen-Mädchen, auf einmal zu einer mächtigen Kriegs-Magierin, und das nach nur wenigen Monaten Vorbereitungszeit. Auch die ganzen mythischen Hintergründe, zum Beispiel was den Ursprung des schwarzen Ka'karis angeht, werden nur angerissen und bringen mehr neue Fragen als Antworten. Auch wirkt es merkwürdig, das Khali, die die khalidorischen Einheiten bislang immer begleitet hat, auf einmal als ein Wesen beschrieben wird, das einen Körper benötigt um sich aus einem Gefängnis zu befreien, in dem es vor Urzeiten steckte. Dies wirkt nicht ganz logisch und schlüssig.
Der Pessimismus, der in den vorherigen Bänden recht stark vorhanden war, wurde dieses Mal etwas zurückgefahren. Doch aus dieses Mal scheint es fast so, als ob die Hauptfiguren einfach kein Glück haben können. Dies zeigt sich besonders bei Dorian Ursuul, der in dem Versuch sein Leben und das seiner Liebe zu retten, selber zum Gottkönig wird. Und damit setzt er eine Entwicklung in Gang, die ihn immer mehr zu dem macht, was er nie wollte: Ein ebenso grausiger Herrscher wie schon sein Vater. Diesen Handlungsfaden zu lesen ist nicht einfach, da die Figur eigentlich von allen die sympathischste war.
Immerhin hält sich Brent Weeks doch etwas zurück, was Brutalität oder grenzwertige Szenen angeht. Zwar darf man detailliert lesen, wie Kylar Stern durch das Rad ums Leben kommt, doch sind solche Momente eher die Ausnahme, als die Regel. Dafür tritt umso stärker ein gewisser Humor zu Tage, bei dem besonders der Ka'karis zu Trage kommt.
Und somit hat der Autor einen Roman geschrieben, der sich perfekt in die Reihe seiner Vorgänger einpasst.
Fazit:
"Jenseits der Schatten" ist ein schwacher Abschlussroman der "Night Angel"-Trilogie. Zwar vermeidet Brent Weeks eine zu starke Zurschaustellung der Brutalität und grenzwertiger Szenen. Doch dafür ist das Buch für sich genommen nicht stark genug, um zu überzeugen. Besonders die teilweise sprunghafte und konfuse Handlung trägt dazu bei. Und so ist das Buch nicht unbedingt zu empfehlen.
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