Die großen Schlachten
Story:
Ein jedes Kind kennt die historische Bedeutung von Schlachten wie beispielsweise die Belagerung der Stadt Wien durch die Osmanen. Doch wie hat der kleine Mann damals diese Ereignisse gesehen? Eine Antwort kann man in diesem Buch finden.
Meinung:
Mit "Die großen Schlachten" hat der Campus Verlag das Begleitbuch zur gleichnamigen Fernsehserie herausgebracht, die 2006 in der ARD lief. Einer der Autoren dieser Reihe ist Jan N. Lorenzen, der auch für diesen Band verantwortlich war. Er hat Geschichte in Hamburg und Berlin studiert und war 1994 bis 2000 Redakteur für Zeitgeschichte beim MDR. Seitdem ist er freier Autor und Regisseur. 2002 erhielt er für seine Dokumentation "Roter Stern über Deutschland" den Grimme-Preis.
In dem Buch beschäftigt er sich mit vier berühmten Schlachten. Erstes Thema ist die Belagerung Wiens aus dem Jahr 1529. Danach kommt die Zerstörung Magdeburgs im Jahre 1631 an die Reihe, ehe das Jahr 1813 mit der Völkerschlacht bei Leipzig an die Reihe kommt. Aus dem Jahr 1870 stammt die Schlacht bei Sedan.
Aber noch bevor er sich mit diesen epochalen Kämpfen beschäftigt, macht Lorenzen klar, dass Geschichte immer eine Frage des Blickwinkels und der Schreibung ist. Denn nicht alles, was zu einem historischen Wendepunkt hochstilisiert wurde, war dies auch. Die Belagerung Wiens beispielsweise war für die Osmanen am Ende nicht so wichtig. Ebenso ist für die Franzosen die Völkerschlacht bei Leipzig nicht der Grund für Napoleons Untergang, dieser ist für sie die Schlacht bei Waterloo.
Immer wieder betont der Autor diesen Aspekt der Geschichte. Doch anstatt durch das ständige Wiederholen auf die Nerven zu gehen, prägt es sich eher umso besser ein. Dies liegt vor allem daran, dass Jan N. Lorenzen dieses Argument nicht einfach so in den Raum stellt, sondern es immer wieder mit neuen Beweisen untermauert.
In jedem Kapitel seines Buches geht er ausführlich auf das jeweilige historische Ereignis ein. Dabei stürzt er sich nicht sofort auf die Beschreibung der Kämpfe, sondern beschreibt ausführlich, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Ebenso hört er auch nicht mit dem Sieg der jeweiligen kriegführenden Partei auf, sondern beschäftigt sich auch ein wenig mit den direkten Auswirkungen des Konflikts.
Ein Highlight des Buches sind jedoch die Passagen, in denen der Autor aus historischen Aufzeichnungen zitiert. Das besondere an ihnen ist, dass hier der Blickwinkel der einfachen Menschen eingenommen wird. Hier kommen keine glorreichen Generäle oder Fürsten zu Wort, sondern ihre jeweiligen Befehlsempfänger. Und diese geben den Schrecken des Krieges perfekt wieder. Stellenweise wünscht man sich, dass noch mehr dieser einfachen Menschen zu Wort kommen.
Lorenzen gibt sich als Autor bewusst neutral. Er bezieht keinerlei Position für oder gegen eine bestimmte Kriegspartei, sondern beschreibt ohne Bewertung, was passiert. Eine grandiose Leistung, die man gar nicht genug loben kann.
Des Weiteren gibt es viele Illustrationen im Buch, die zwar zum Thema des jeweiligen Kapitels passen, es jedoch versäumen, den Text zu unterstützen. So vermisst man Karten, anhand derer sich nachvollziehen lässt, was wann wo in der Schlacht vorgefallen ist. Denn nur anhand der Beschreibungen fällt es einem doch schwer, sich dies vorzustellen.
Abgerundet wird das Buch durch ein ausführliches Quellen-, Verzeichnis, Orts-, Namens- und Sachregister. Es ist nicht mehr über den regulären Buchhandel erhältlich, sondern nur noch über den Gebrauchtmarkt.
Fazit:
Jan N. Lorenzens "Die großen Schlachten" beschäftigt sich mit vier historischen Schlachten. Ausführlich beschreibt er, wie es zu diesen Kämpfen kam und was für Auswirkungen sie hatten. Besonders viel Wert wird auf den Blickwinkel der einfachen Leute gelegt, die oft zitiert werden. An einigen Stellen würde man sich jedoch wünschen, dass der Autor noch mehr zeitgenössische Quellen benutzt hätte. Auch fehlt dem Buch Kartenmaterial, das einem hilft, die Vorkommnisse besser zu visualisieren.
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