Hexenkrieger
Story:
Mirage existiert nicht mehr, ebenso wenig Miryou. An ihrer Stelle gibt es Mirei, eine neue Person, die aber über die Erfahrung und das Wissen ihrer beiden Teile verfügt. Doch sorgt ihr Auftreten für heftige Kontroversen bei den Hexen, bis es schließlich zu einem Schisma kommt und einer offenen, kriegerischen Auseinandersetzung zwischen jenen, die die alte Art bevorzugen und denen, die offen für das Neue sind.
Meinung:
Mit "Hexenkrieger" bringt jetzt der "Bastei Lübbe"-Verlag die Fortsetzung von Marie Brenanns Debütroman Doppelgänger heraus.
In der Welt, die die Autorin erschaffen hat, existieren Jäger und Hexen. Falls jene schwanger wurden, gebaren sie immer nur Mädchen, die außerdem einen bestimmten Zeitraum lang keinem Sternenlicht ausgesetzt werden durften. Geschah dies trotzdem, spaltete sich das Kind in zwei Wesen auf, eines magisch begabt, das andere nicht. Jenes musste getötet werden, sollte das Baby mit den besonderen Kräften dieses jemals richtig ausüben dürfen. Doch manchmal geschah es, dass das Kind ohne Magie rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurde. Und so oblag es am Ende der inzwischen erwachsenen Hälfte, ihr anderes Ich aufzusuchen und umzubringen.
Genau dasselbe sollte die Hexe Miryou mit ihrer Doppelgängerin Mirage machen. Doch anstatt die blutige Tat durchzuführen befreundeten sich beide und erschufen in ihrer Verzweiflung ein Ritual, welches aus zwei Hälften eine eigenständige Persönlichkeit machte. Mirei wurde so geboren. Doch ihre Existenz wurde keineswegs von allen Häusern der Magie angenommen. Stattdessen lösen die Veränderungen, die Mirei schon allein mit ihrem Dasein bewirkt, eine Spaltung aus. Einige sind bereit, alles zu unternehmen, um die Dinge so zu erhalten, wie sie immer schon waren. Sogar vor feigem Verrat schrecken sie nicht zurück.
Die Handlung bietet einiges an interessanten Wendungen und Überraschungen. Auch werden Fragen geklärt, die dem Leser sicherlich aufgefallen sind, jedoch in Doppelgänger nicht geklärt wurden. So erfährt man jetzt beispielsweise, woher die Basen stammen, jene fleißigen Helferinnen der Hexen. Die Erklärung ihrer Herkunft ist gut geworden.
Diejenigen, die für die Änderungen sind, werden von Satomi angeführt, der sogenannten Prim des Gar Nichts Strahls, also einer der Vorsteherinnen der fünf Häuser der Magie. Sie unternimmt alle möglichen Anstrengungen, um das Schisma zu verhindern und gleichzeitig die Veränderungen in das alltägliche Leben einzubauen. Es ist beeindruckend wie gut es der Autorin gelingt, diese Figur zu charakterisieren. Man leidet förmlich mit ihr, wenn ihr bewusst ist, dass sie den Riss innerhalb der Hexengemeinschaft nicht heilen kann. Damit ist sie die mit Abstand sympathischste Person im gesamten Roman.
Und genau ein solch markantes Gesicht fehlt der Opposition, weshalb sie kaum tiefergehend charakterisiert wird. Man kriegt zwar ständig mit, dass diese Fraktionen durch Intrigen und Mordanschläge den Bürgerkrieg für sich entscheiden wollen. Doch nimmt man sie jetzt nicht so wahr wie die Gegenseite. Es fehlt eindeutig ein Gegenspieler zu Satomi, der ähnlich präsent auftrifft. Zwar existiert eine Figur, die einen vergleichbaren Rang einnimmt. Doch nach ein paar kurzen Auftritten verschwindet sie und scheint nur noch im Hintergrund tätig zu sein. Und dadurch ist sie praktisch unsichtbar für den Leser.
Schade ist, das Frau Brennan die Darstellung von Mirei nicht ganz so überzeugend gelungen ist. Man könnte eigentlich erwarten, dass man es bei dieser Person von der Persönlichkeit her mit einer Mischung aus Miryou und Mirage zu tun hat. Doch ist dem leider nicht so. Es dominiert eindeutig die Jägerin mit ihrer geraden Art. Die Hexenseite darf nur die Magie liefern. Schade eigentlich.
Fazit:
Marie Brennans "Hexenkrieger" vermag es nicht ganz, an die Qualität des Vorgängers anzuschließen. Gut gelungen ist der Autorin die Ausgangssituation und die spannende Handlung. Auch die Erläuterung von kleineren Details, wie zum Beipspiel das Geheimnis der Basen, weiß zu gefallen.
Doch dem gegenüber stehen eine gesichtslose Gegenseite und eine Mirei, die nicht wie eine Syntese von Mirage und Miryou wirkt. Schade.
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