Die Germanen
Story:
Die Germanen sind eines der mißverstandensten Völker in der Geschichte Europas. Weder waren sie die tumben Barbaren, als die sie Julius Caesar bezeichnet hat, noch heroische Figuren und Vorläufer einer rassistischen Weltanschauung. In Wahrheit waren sie vor allem eins: Vielfältig.
Meinung:
"Die Germanen" ist das Buch zu einer gleichlautenden Fernseh-Dokumentar-Serie, die 2009 im ZDF lief. Die Produzenten jener sind auch gleichzeitig die Herausgeber dieses Buches. Es ist die erste Zusammenarbeit der beiden, auch wenn Helfried Spitra der etwas erfahrenere von beiden ist. Von ihm stammt beispielsweise die Reihe "Die große Kriminalfälle", deren beide Bände seit 2001 immer wieder in wechselnden Verlagen neu aufgelegt wurden. Von seinem Co-Herausgeber Uwe Kersken stammt "2067 - Unser Leben in der Zukunft", welches ebenfalls auf einer ZDF-Dokumentar-Reihe basierte. Ihr gemeinsames Werk "Die Germanen" erschien das erste Mal 2007 in einer gebundenen Fassung, ehe der Bastei Lübbe Verlag die 2009 die Taschenbuch-Ausgabe auf den Markt brachte.
Ihr Buch beschäftigt sich mit der Geschichte der Germanen, oder besser gesagt, mit den verschiedenen Völkern, die unter diesem Begriff zusammengefasst genannt werden. Sechs Kapitel präsentieren dabei unterschiedliche Aspekte dieser Menschen. Zuerst wird auf die Zeit Julius Caesars eingegangen, zu der die verschiedenen Stämme das erste Mal eine historische Rolle spielten und das Bild der tumben Barbaren geprägt wurde. Danach wird näher auf die Lebensart der damaligen Menschen eingegangen, ehe in Kapitel Drei die Rolle der Germanen sowohl als Freunde als auch Feinde des großen Imperiums im Mittelpunkt steht. Das Thema Religion ist Gegenstand des nächsten Abschnittes, wonach das Buch sich dann mit den neuen Stämmen der Völkerwanderung, wie den Sachsen und den Angeln, beschäftigt. Den Abschluss bildet schließlich die Zeit des Niedergangs Roms, sowie die Ursprünge der europäischen Staaten.
Man kriegt als Leser eine ganze Spannbreite an interessanten Themen präsentiert. Dabei lernt man viel Interessantes über die Germanen. So ist wird beispielsweise geschildert, das ursprünglich nur die Adeligen ausreichend bewaffnet und gerüstet waren, während das Fußvolk sich auf Waffen wie im Feuer gehärtete Holzspeere verlassen musste. Oder das die Beute einer Schlacht, wie Schwerter oder Schilder, unbrauchbar gemacht und dann den Göttern in einem Moor geopfert wurde. Ebenso überraschend wirkt die Erkenntnis, dass im Prinzip nahezu alle bekannten westeuropäischen Staaten von germanischen Völkern abstammen, wie zum Beispiel Spanien von den Goten.
Die Autoren bemühen sich, wirklich jeden erdenklichen Aspekt dieses Themas abzudecken. So werden immer wieder bestimmte Begriffe oder Wörter aus dem Haupttext aufgenommen und einem kleinen Exkurs am Rande der Seite näher erläutert. Dies wirkt sich jedoch nicht negativ auf den Lesefluss aus, der weiterhin erhalten bleibt.
Doch die hohe Themenvielfalt hat auch einen Nachteil. Immer wieder kommt es vor, dass man den Eindruck erhält, dass ein Teilaspekt des Kapitels innerhalb kürzester Zeit abgehandelt wird, um sich dann dem nächsten zu widmen. Dadurch entsteht ein sehr gehetzter Eindruck.
Das Buch ist mit zahlreichen Fotos und Abbildungen ausgestattet, die alle sehr eindrucksvoll wirken und auch zum jeweiligen Kapitel passen. Doch gibt es immer wieder Stellen, an denen Abbildungen ohne Erläuterungen auftauchen oder diese nicht ganz passend sind. Hier hätten ein paar Bildunterschriften mehr ganz gut getan.
Verzeichnisse der verwendeten Literatur, Karten, Infokästen und Bilder runden das Buch ab. Allerdings fehlt ein Index zum Nachschlagen bestimmter Begriffe.
Fazit:
"Die Germanen", von Helfried Spitra und Uwe Kersken, beschäftigt sich ausführlich mit den Völkern, die unter diesem Namen zusammengefasst genannt werden. Dabei kommt nahezu jeder Aspekt dieses Themas zur Geltung und der Leser gewinnt überraschende Erkenntnisse. Allerdings hat man an einigen Stellen das Gefühl, dass, um diese Themen-Vielfalt zu erhalten, aufs Tempo gedrückt wird und sich daher nicht ausführlich genug mit einer Sache beschäftigt wird. Ebenso ist es auch irritierend, das Fotos und Abbildungen ohne Erklärungen auftauchen, die von ihrem Inhalt her nicht in den jeweiligen Kontext passen. Gut sind die Anhänge, auch wenn ein Index zum Nachschlagen fehlt.
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