Wächter
Story:
19 Jahre nachdem die Erde den Angriff der Erstgeborenen überstanden hat, droht jetzt wieder eine Attacke jener Wesen. Eine Bombe steuert unaufhaltsam auf den Planeten zu. Und die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten, besteht in einer Zusammenarbeit zweier Welten, die in verschiedenen Universen sind.
Meinung:
Mit "Wächter" bringt der Heyne-Verlag den Abschluss einer dreiteiligen Roman-Reihe heraus. Die Vorgänger-Bücher waren "Die Zeit-Odyssee" und "Sonnensturm". Ihr Inhalt war, dass die sogenannten Erstgeborenen in ihrem Versuch, die Existenz des Kosmos zu verlängern, jedes andere Leben erbarmungslos auslöschten. Um sich jedoch an ihre Taten zu erinnern, kopierten sie verschiedene Fragmente der so von ihnen sterilisierten Welten auf Planeten, die sich wiederum in einem anderen Universum befanden. Die britische Soldatin Bisesa selbst wurde Zeugin eines solchen Vorganges. Doch es gelang ihr, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren und die Menschheit vor dem nahenden Untergang zu warnen. Rechtzeitig raufte sich diese zusammen und baute einen Schutzschirm, der den Angriff, in Form eines Leben-vernichtenden Sonnensturms, abwehren konnte.
Seitdem sind 19 Jahre vergangen, eine Zeit, die Bisesa größtenteils im Kälteschlaf verbrachte. Doch sie wird von ihrer Tochter Myra aufgeweckt, denn die Erstgeborenen drohen erneut, zuzuschlagen. Sie haben eine Q-Bombe - eine Waffe mit genügend Masse, um beim Aufprall auf der Erde, alles zu vernichten - losgeschickt, die sich nicht aufhalten lässt. Und die einzige Hoffnung, vielleicht doch noch eine Möglichkeit zu finden, sie zu stoppen, befindet sich auf dem Mars. Dort angekommen finden sie die Überreste einer alten Kultur, deren letztes Werk es war, eines jener Augen, mit denen die Erstgeborenen alles beobachteten, zu fangen. Und durch dieses Objekt gerät Bisesa zurück nach Mir, denn nur dort gibt es vielleicht die Lösung, mit der der Angriff abgewendet werden kann.
Und wie bereits bei den vorherigen Romanen besteht das Autoren-Team aus Arthur C. Clarke und Stephen Baxter. Beides sind bekannte Autoren, berühmt vor allem für ihre Hard-Scifi-Geschichten.
Im Vergleich zu den anderen Romanen der Reihe gerät "Wächter" eher nach der "Zeit-Odyssee" als nach "Sonnensturm". Dies fängt schon mit der Grundstimmung des Buches an, die ziemlich negativ geraten ist. So wacht Bisesa auf einer Erde auf, in der sich nach der Katastrophe vor 19 Jahren nicht alles zum Guten gewandt hat. Angeblich zum Schutze der Bevölkerung werden alle Menschen markiert und überwacht. Ebenso herrscht auch eine Art "Kalter Krieg" zwischen jenen, die draußen im All leben und denen, die auf dem Planeten wohnen. Noch deutlicher wird der Pessimismus jedoch auf Mir, wo klar wird, dass trotz guter Voraussetzungen die Zukunft für die Bewohner nicht sehr freundlich sein wird. Die Technologie verfällt, und das Wissen über ihre Funktion verschwindet. Die einzige moderne Stadt, Chicago, droht vom Eis verschlungen zu werden. Höhepunkt ist sicherlich die Entdeckung, dass das Universum, in dem Mir existiert, innerhalb von 500 Jahren aufhören wird zu existieren. Dies ist besonders deshalb ärgerlich, weil die Vorgänger-Romane hoffnungsvoll geendet haben. Daher passt es im Vergleich einfach nicht.
Auch dauert es etwas, bis die Handlung endlich Fahrt aufnimmt. Erst ab dem Moment, wo Bisesa wieder zurück nach Mir gerät, wird der Plot interessant genug. Doch bis dahin muss man einiges an Durchhaltevermögen beweisen, da nichts von Interesse geschieht.
Schade ist auch, dass abgesehen von Bisesa, es dem Leser nicht möglich ist, irgendwelche emotionalen Bindungen zu den Figuren aufzubauen. Zwar charakterisieren die Autoren ihre Protagonisten, doch hilft dies nicht wirklich, sie interessant zu machen. Denn ihr Hauptmerkmal scheint meistens ein negatives zu sein. Besonders bei Myra fällt dies auf, da ihre Haupt-Eigenschaft als Handlungsträger nur ist, auf ihre Mutter aus irgendwelchen Gründen sauer zu sein. Gleichzeitig will sie ihr jedoch helfen, auf den Mars zu gelangen.
Der einzige Lichtblick in all diesem Pessimismus ist Bisesa, die auch gleichzeitig das Bindeglied zwischen den einzelnen Romanen ist. Sie ist die treibende Kraft dahinter, der Q-Bombe Einhalt zu gebieten, und versucht gleichzeitig auch, sich mit ihrer Tochter zu verstehen. Dadurch ist sie von allen Protagonisten in diesem Buch die menschlichste und glaubwürdigste Figur.
Fazit:
"Wächter" von Arthur C. Clarke und Stephen Baxter ist ein enttäuschender Roman. Hauptkritikpunkt ist die negative Grundstimmung, die sich durch das ganze Buch zieht. Im Vergleich zu den anderen Romanen passt sie einfach nicht. Ebenso fällt es dem Leser schwer, sich mit den einzelnen Handlungsträgern zu identifizieren. Bis auf Bisesa scheinen alle von der pessimistischen Atmosphäre infiziert zu sein.
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