Drachenlied
Story:
Die fünfzehnjährige Menolly hat einen Traum: Musik zu machen und Harfner zu werden. Doch der Vater verbietet ihr diesen unpassenden Beruf. Verzweifelt verlässt Menolly ihr Elternhaus. Auf ihrer Reise entdeckt sie ein Nest mit frisch geschlüpften Feuerechsen, die vielleicht Pern retten könnten - und Menollys Leben unwiderruflich verändern werden…
Meinung:
Anne McCaffrey ist eine der wenigen berühmten Autorinnen im Science-Fiction-Genre. Die "Grand Dame", wie sie auch von vielen Fans liebevoll genannt wird, ist vor allem für ihre "Drachenreiter von Pern" Romane berühmt. In ihnen schildert sie, wie die Nachfahren von Erdenkolonisten sich auf einer Welt durchsetzen müssen, die in regelmäßigen Abständen von einer außerirdischen Lebensform bedroht wird, die als Fäden bezeichnet werden. Dabei stellen die Drachenreiter die erste Verteidigungslinie dar für diese Menschen dar. Die gesamte Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, diese mit allem zu unterstützen, damit sie weiterhin den Planeten schützen können.
In dieser Welt lebt Menolly, ein aufgewecktes 15-jähriges Mädchen, welches musikalisch äußerst begabt ist. Doch anstatt ihre Talente zu fördern, versucht ihre Familie alles, diese zu unterdrücken. Denn ihrer Meinung nach schickt es nicht für ein Mädchen, Harfner, wie die Musikanten auf Pern genannt werden, zu werden. Und so flieht sie verzweifelt in die Wildnis, wo sie über ein Gelege von Feuerechsen stolpert. Es gelingt ihr, neun dieser besonderen Lebensformen an sich zu binden, wodurch sie neue Abenteuer erlebt.
"Die Drachenreiter von Pern"-Romane wurden früher vom Heyne-Verlag veröffentlicht. Dieser hat, bis auf die allerneusten, im Laufe der Jahre alle Bücher der Reihe hier in Deutschland herausgebracht, ehe er die Lizenz anscheinend aufgab. Und so ist "Drachenlied", welches im Bertelsmann Imprint "cbt Fantasy" erscheint, auch keine Erstpublikation. Der Roman erschien bereits 1981 unter dem Titel "Drachengesang". Dennoch war die Wahl des neuen Verlages richtig. Denn die sogenannte Harfner-Halle-Trilogie bietet am besten einen für Neuleser geeigneten Einstieg.
Denn es ist der einzige Roman, der eine jugendliche Person als Protagonist hat, der sich nicht direkt mit den Drachenreitern beschäftigt. Und so gelingt es Anne McCaffrey ohne Probleme den Leser in die Welt von Pern einzuführen. Sie schildert den Alltag der normalen Bewohner, die mit der ständigen Gefahr der Fäden leben müssen. Und ebenso beschäftigt sie sich mit den Persönlichkeiten bestimmter Leute. Da ist zum einen Yanus, der Herr über die Burg in der Halbkreis-Bucht und gleichzeitig auch Menollys Vater. Er ist es, der um jeden Preis verhindern will, dass bekannt wird, was für ein Talent seine Tochter hat. Und dafür ist er bereit alles zu tun. Diese Einstellung beeinflusst auch die ganze restliche Familie, die alles tut, um seine Ansichten zu unterstützen.
Und so steht Menolly alleine da. Ohne jegliche Unterstützung und in eine trübe Zukunft blickend. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie die Flucht antritt. Lieber in der Wildnis leben und notfalls sterben, als in der Burg zu verkümmern. Perfekt versteht es die Autorin, die Emotionen ihrer Protagonistin zu übermitteln. Man leidet mit ihr, und wundert sich gleichzeitig, was genau die Ursache für die Sturheit ihres Vaters ist. Hierfür erhält man keine Erklärung, was dem Roman jedoch erstaunlicherweise nicht schadet.
Die Geschichte wird richtig interessant, als die Heldin von "Drachenlied" die Feuerechsen an sich bindet und ihr Robinson Crusoe-Dasein beginnt. Genau wie bei dem literarischen Vorbild von Daniel Defoe schildert Anne McCaffrey ausführlich, wie Menolly es schafft, in ihrer neuen Umgebung zu überleben und gleichzeitig auch noch ihre neun Feuerechsen aufzuziehen. Man bewundert das Mädchen, die in ihrem Überlebenswillen eine erstaunliche Kreativität beweist und in der Natur überlebt. Dabei schafft sie es auch, ihre Liebe zur Musik mit ihren Haustieren zu teilen, was später von Bedeutung sein wird.
Auf dem ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, dass Bertelsmann ausgerechnet den Fantasy-Imprint ihres Jungendbuch-Labels als Verlag ausgewählt hat. Doch die Entscheidung macht Sinn, wenn man bedenkt, dass der Science Fiction-Aspekt in den "Drachenreiter von Pern" Romanen teilweise nicht existent ist. Schade ist, dass bei der neuen Publikation auf die Weltkarte der Vorlage verzichtet wurde. Diese hilft sehr, wenn der Ort der Handlung sich verlagert, was oft genug geschieht.
Fazit:
Mit Anne McCaffreys "Drachenlied" feiern "Die Drachenreiter von Pern" ihre Wiederkehr in der deutschen Bücherlandschaft. Die Autorin schildert gekonnt die einzelnen Persönlichkeiten der handlungstragenden Personen. Man fühlt und leidet mit Menolly mit, wenn man erlebt, wie sehr ihr Vater Yanus versucht, ihre musikalischen Fähigkeiten zu unterdrücken. Dabei zeichnet sich das Mädchen durch einen starken Überlebenswillen und eine erstaunliche Kreativität aus, die ihr später noch nützlich wird. Schade ist, dass der Verlag auf die Weltkarte der Vorlage verzichtet hat, die schließlich einen bestimmten Zweck erfüllt. So fällt einem die Orientierung bei einem Ortswechsel schwer.
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