Mord am Vesuv
Story:
Decius Caecilius Metellus ist mit seinem neuen Amt ausgesprochen zufrieden. Als frisch gewählter Praetor Peregrinus hat er nicht nur einen der höchsten Posten der altrömischen Ämterlaufbahn erklommen, sondern er ist auch für Streitigkeiten zwischen römischen Bürgern und Ausländern in ganz Italia zuständig. Dadurch kann er mit großem Gefolge durch die Provinz reisen, die örtlichen Honoratioren veranstalten Bankette zu seinen Ehren, und gelegentlich verhandelt Decius als Richter über einige Streitfälle. Außerdem ist er nicht in Rom, wo sich aufgrund Cäsars Ambitionen ein neuer Bürgerkrieg schon am Horizont abzuzeichnen beginnt.
Sein erstes Ziel ist Kampanien am Fuß des Vesuv. Das gemütliche Leben hat jedoch ein Ende, als die Tochter eines griechischen Priesters erdrosselt wird. Schnell ist man sich einig, dass der Täter der Sohn eines Sklavenhändlers gewesen muss, der hartnäckig um das hübsche Mädchen geworben hatte. Aber Decius findet diese einfache Lösung des Falls nicht überzeugend. Sein Spürsinn ist geweckt, und er beginnt zu ermitteln. Und tatsächlich ist die Priestertochter offenbar nicht die Unschuld vom Lande gewesen, wie es zunächst den Anschein hatte. Und irgend jemand will mit allen Mitteln verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt – und wenn er dafür einen Praetor töten muss...
Meinung:
Der mittlerweile elfte Band der SPQR-Reihe setzt das Erfolgsrezept fort, das John Maddox Roberts seit einigen Bänden verfolgt. Die großen, teils historischen Skandale, die in den ersten Bänden noch im Mittelpunkt standen, treten immer weiter in den Hintergrund. Dafür wurden die Bücher mehr zu dem, was die Serie schon immer als Untertitel hatte – Krimis. Die Kriminalgeschichte, die "Mord am Vesuv" erzählt, hätte genauso gut in anderen Zeitaltern funktioniert. Und während im vorherigen Band die "große Politik" noch eine wichtige Rolle bei der Auflösung spielte, kommt sie diesmal zwar vor, aber eher nebenbei.
Das soll aber nicht heißen, dass der Roman nicht in die Epoche seiner Handlung eingebettet ist. Das ist er sehr wohl, und der Leser erfährt einiges über Politik und Leben in der Spätzeit der römischen Republik, diesmal über die italische Provinz. Ironischerweise sieht Decius diesmal das römische Rechtswesen aus der anderen Perspektive: War er kurz zuvor noch Angeklagter, leitet er jetzt als frischgebackener Praetor selbst die Verhandlungen. Wie in der gesamten Reihe ist dieses Wissensangebot für den Leser gut in die Geschichte eingebunden, so dass der Roman nicht als verkapptes Lehrbuch übel auffällt.
Für jüngere Leser ist "Mord am Vesuv" durchaus geeignet, wenn sie ein gewisses Maß an Erotik – "richtige" Sexszenen gibt es diesmal keine – und Gewalt vertragen können. Der Roman kann gut unabhängig von der restlichen SPQR-Reihe gelesen werden, da die meisten Zusammenhänge und Anspielungen auf frühere Bände kurz erklärt werden.
Fazit:
Ein solider Krimi aus dem alten Rom, genauer aus der latinischen Provinz um den Vesuv. Kein Highlight der Serie, aber durchaus einen ausführlicheren Blick wert für alle, die am Thema und der Epoche interessiert sind.
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John Maddox Roberts
Mord am Vesuv
Under Vesuvius
Übersetzer: Bärbel und Velten Arnold
Erscheinungsjahr: 2001
Autor der Besprechung:
Henning Kockerbeck
Verlag:
Goldmann Verlag
Preis: € 7,90
ISBN: 978-3-442-44773-2
318 Seiten
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