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Reden, Reden, Reden und die Presse
Am Anfang der Frankfurter Buchmesse steht auch in diesem Jahr die offizielle Eröffnungspressekonferenz. Neben Direktor Jürgen Boos begrüssten am Dienstag vormittag Michael Cader, Verleger und Herausgeber des „Publishing Lunch“, und Dr. Gottfried Honnefelder vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels die versammelten Pressevertreter.

Durch die Ausführungen der drei Redner zog sich ein gemeinsames Thema: Die Rolle des Buches und der Buchbranche in der heutigen Informationsgesellschaft. Wie können Verlage das Internet nutzen, um ihre Inhalte an die Leser zu bringen? Wie müssen sie dazu ihre altgewohnten Vorgehensweisen ändern? Und was kann ein Buch bei der Transformation von toten Bäumen in Bits und Bytes werden?

Jürgen Boos richtete den Blick aber auch auf die politische Bedeutung der Buchmesse. Bücher, die Buchbranche und die Buchmesse als ihr wichtigster Treffpunkt können zum Dialog der Kulturen beitragen. Die Messe bietet eine Plattform für Diskussionen über Themen wie Zensur und Ausgrenzung, Menschenrechte und Meinungsfreiheit. In vielen Veranstaltungen können die Besucher verfolgte Autoren treffen und über die politische Rolle von Schriftstellern und Literatur diskutieren.

Für Michael Cader bewirkt das Internet einige gravierende Veränderungen im Buchgeschäft. Im Gegensatz zu anderen Branchen steht die Digitalisierung im Verlagswesen noch am Anfang. Die ersten Versuche, Bücher in die neue Zeit zu bringen – nämlich in Form von CD-ROMs oder eBooks – sind weitgehend gescheitert. Und auch bei der Art und Weise, wie man Bücher und Themen an den Leser bringt, müssen die Verlage sich nicht selten umgewöhnen. Traditionell kommunizierten sie in einer Art Einbahnstrasse mit dem Leser. Jetzt kann der Leser mit Hilfe von Online-Foren, Blogs und anderem antworten und seine Meinung äußern. Der Leser entwickelt sich vom reinem Konsumenten hin zu einem Teilnehmer und Gesprächspartner. Michael Cader verwendete dafür den Begriff „Prosument“.

Die digitalen Medien ermöglichen es praktisch jedem zu publizieren, sei es direkt auf einer Webseite, sei es über einen Print On Demand-Anbieter oder auf andere Weise. Damit können sich auch Verlage nicht mehr auf ihre traditionellen Aufgaben beschränken. Sie sollten sich, meint Michael Cader, vor allem auf die Beziehungen zu ihren Lesern konzentrieren. Wer eine enge Beziehung zum Publikum hat, wer den Lesern eine Plattform bietet, sich auszutauschen und selbst aktiv zu werden, der kann auch im Internet Erfolg haben. Aufgabe eines Verlages wird es immer mehr sein, für seine Autoren und Themen Aufmerksamkeit zu generieren.

Während für Michael Cader der Inhalt, der Content im Mittelpunkt steht, der verschiedene Formen annehmen kann und nicht auf das (gedruckte) Buch beschränkt ist. sieht Dr. Gottfried Honnefelder nach wie vor das Buch als Oberbegriff. In seiner recht kurzen Rede hob er hervor, wie erstaunlich es ist, dass die Buchmesse ihren Stellenwert als physischen Treffpunkt einmal im Jahr behaupten kann – WWW und E-Mail, mit denen tausendseitige Manuskripte in Minuten um den Erdball geschickt werden können, zum Trotz. Daneben wies er auf den Deutschen Buchpreis hin, der am gestrigen Abend an Julia Franck verliehen wurde (Splashbooks berichtete). Obwohl erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen, sei der Deutsche Buchpreis bereits nicht mehr wegzudenken und sorge für Gesprächsstoff und viele Diskussionen. Ein weiterer Preis, der im Umfeld der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, ist der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Der diesjährige Preisträger, der israelische Historiker Saul Friedländer, wird die Auszeichnung am kommenden Sonntag in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen (Splashbooks berichtete ebenfalls). Auch wirtschaftlich kann die Buchbranche zufrieden sein. Nach einigen „mageren Jahren“ zu Beginn des Jahrzehnts konnte der Buchhandel wieder zulegen. Nach derzeitigem Stand werden die drei Hauptverkaufswege für Bücher (Sortimentsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäuser) 2007 ein Umsatzplus von rund 4,5 Prozent verbuchen können.

Am Schluss der Pressekonferenz konnten die anwesenden Medienvertreter ihre Fragen stellen. Angesprochen wurde beispielsweise die Diskussion im Vorfeld der Messe um den Ehrengast, die katalanische Kultur. Einige Schriftsteller aus der spanischen Region, die in kastilischer Sprache (das, was die meisten als „Spanisch“ kennen) schreiben, blieben der Buchmesse fern. Jürgen Boos kann sich verschiedene Gründe vorstellen. Manche Autoren hätten sicher kulturpolitische Beweggründe. Andere hätten ihm jedoch mitgeteilt, ihre Werke in kastilischer Sprache seien schon so bekannt, da sollten die katalanischen Kollegen die Chance bekommen.

Der nächste Punkt im Programm war denn auch die Vorstellung des Ehrengastes von der iberischen Halbinsel. Der Pressetrupp zog zwei Rolltreppen weiter nach oben, wo nach einer kurzen Einführung ein Rundgang durch die Präsentation der katalanischen Kultur einen ersten Eindruck der Region und ihrer Künstler vermittelte.

Daten dieses Berichts
Bericht vom: 09.10.2007 - 15:58
Kategorie: Tagebuch
Autor dieses Berichts: Henning Kockerbeck
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